Das Buch Liebe & Schmerz

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Kurt Schneider bringt Licht ins Labyrinth der Gefühle

Dieses Buch soll physiologische und lebensgeschichtliche Hintergründe unserer emotionalen Erfahrungen aufzeigen. Ich möchte Licht in das Labyrinth der Gefühle bringen, die Lust am Erfahren und Erleben der Emotionen wecken und versuchen zu zeigen, dass die Welt der Gefühle eng mit der (Seins-)Liebe, dem eigentlichen Lebensgrund, in Beziehung steht.

Gleichzeitig erhebe ich den keineswegs bescheidenen Anspruch, dem Leser, der Leserin mit meinem Gefühlsmodell eine nicht nur einfühlsame, sondern erstaunlich akurate Landkarte der verwirrenden Welt der Gefühle zur Verfügung zu stellen. 

5 Bausteine und 4 Gefühlsebenen

Fünf Bausteine – Seinsliebe, Bioenergie und Schmerz, sowie das biologisch-reaktive Fight-or-Flight-System und das Selbst – bilden, zusammen mit  vier Gefühlsebenen – Körperebene sowie die Ebenen des Primär– und des Sekundärselbst sowie der Zenrealität – den Kern meines Gefühlsmodells. Ich beschreibe es im 1. Teil, der sich den Gefühlen im allgemeinen widmet. Hier findet sich auch ein Exkurs zu den Begriffen Haupt-, Neben- sowie Zenrealität, die ich öfter verwende. 

Einen zentralen Faktor für die Modifikation von Gefühlen bildet die Sozialisation. Die Vorstellung, dass der Begriff des Selbst je nach der Sozialisationsstufe in ein ursprüngliches Primärselbst sowie in ein anerzogenes Sekundärselbst unterteilt werden soll, mag viele befremden. Trotzdem ist für mich dieser Ansatz unumgänglich, weil sich aus dieser Tatsache zwei verschiedene Arten von Gefühlen ableiten lassen, die ich als Primär– und Sekundärgefühle bezeichne.

Im 2. Teil erläutere ich mein Primärselbst-Sekundärselbst-Modell sowie in einem weiteren Exkurs die Sozialisation, die den entscheidenden Faktor für die Unterscheidung der beiden von mir postulierten Selbstzustände darstellt.

Liebe, wissenschaftlich erfasst

Während für den Durchschnittsmenschen die Liebe als eines der wichtigsten Gefühle gilt, ist dies aus wissenschaftlicher Sicht keineswegs der Fall. Nicht nur gibt es zur «Liebe» keine klaren Kriterien; mit wenigen Ausnahmen liegen dazu keine Untersuchungen vor, weder Feldstudien, noch Experimente in einem der universitären Gefühlslabors. Dieses Nicht-Wahrnehmen gilt speziell für den homöostatischen Grundzustand der Seinsliebe.

Der 3. Teil beschäftigt sich mit der Liebe, insbesondere mit dem Grundzustand der Seinsliebe, die sich als Folge der Sozialisation in die Zweckliebe wandelt, sowie mit der primären Erregungsliebe, die im Verlauf des Sozialisationsprozesses in die Erscheinungsformen der sekundären Erregungsliebe und der sexuellen Phantasien übergeht.

Ein Exkurs über die Meditation und über den Talorgasmus gibt eine gestraffte Übersicht zu zwei vor allem im Zusammenhang mit der Seinsliebe, aber auch für die Entschlüsselung der Gefühlswelt entscheidenden Themen. Ein weiterer Exkurs über das Kommunikationsmodell der Transaktionsanalyse und meine Erweiterungen durch die Seinsliebe und die Transzendenz soll die Grundzüge einer «liebevollen» Kommunikation sowie des transzendenten Zustandes veranschaulichen.

Die Erforschung von Schmerz und dessen Verdrängung

Der Schmerz wird, ähnlich wie die Liebe, aber aus anderen Gründen, in der Erforschung der Affekte als Non entity gehandelt. Ein wesentlicher Teil meines Bemühens geht dahin aufzuzeigen, dass der Schmerz, insbesondere die psychische, durch Liebesverlust respektive Liebesentzug resultierende Form, als eigentliches Schlüsselphänomen bei der Entstehung und Entwicklung der menschlichen Gefühle anzusehen ist. Die Klärung dieser Zusammenhänge ist Aufgabe des 4. Teils.

Neben den negativen Grundgefühlen Wut und Angst thematisiere ich hier die sekundären Gefühle Kränkung, Ärger sowie die Zivilisationsängste. Darüber hinaus beschreibe ich das ganze Spektrum der komplexen Gefühle der Verdrängungskaskade. 

Der Begriff der (Bio-)Energie bewegt sich, vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen, in einer Grauzone. Weder in der offiziellen Physik noch in der psychologischen Literatur finden sich handfeste Beweise für ihr Vorhandensein, auch wenn SIGMUND FREUD den Begriff in seinen Schriften immer wieder verwendet hat. Zwar spielt diese «Lebensenergie» nach meinem Verständnis eine entscheidende Rolle ganz nahe an der Gefühlsbasis; trotzdem verzichte ich darauf, sie weitergehend zu erklären.

Statt dessen begnüge ich mich mit der erweiterten Bedeutung, die Energie im allgemeinen, nicht physikalischen Sprachgebrauch hat. Den Anstieg der «Lebensenergie» halte ich für den entscheidenden Auslöser von Gefühlen. Zusätzlich verweise ich in meinem Modell auf die nahe Beziehung zwischen dem Schmerz und den Grundgefühlen Wut und Angst.

Abschliessend kommen die individuellen Konsequenzen im Umgang mit dem Schmerz des Liebesentzuges zur Sprache: Neben der Notwendigkeit der sozialen Anpassung stehen der Weg zurück zur Seinsliebe des Primärselbst sowie die Behandlung und Heilung des psychischen Schmerzes zur Diskussion.

Alltagsdenken und Wissenschaft finden zueinander

 Es ist mein Bestreben, die Gefühle und im speziellen das Phänomen Liebe wissenschaftlich besser verständlich zu machen. Trotzdem erhebe ich nicht den Anspruch akademischer Vollständigkeit und Genauigkeit. Mein zentrales Anliegen ist vielmehr, Bereiche zu verbinden, die üblicherweise sowohl in unserem Alltagsdenken als auch innerhalb der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen als unvereinbar betrachtet werden. Wesentliche Erkenntnisse – die ich allerdings nicht wissenschaftlich beweisen kann – habe ich als Thesen aufgeführt.

Wer sich für physiologische Zusammenhänge im Gefühlsbereich interessiert, findet zu den Gefühlen, zur Liebe allgemein wie auch zur primären und sekundären Erregungsliebe und zur Seinsliebe jeweils gegen das Ende der entsprechenden Kapitel physiologische Exkurse. Für das Verständnis meines Gefühlsmodells sind diese Ergänzungen aber nicht unabdingbar. 

Die 4 Ebenen des Gefühlsmodells

  1. Die Körperebene (Hauptrealität)
  2. Die psychische Ebene des Primärselbst
  3. Die psychische Ebene des Sekundärselbst (Hauptrealität)
  4. Die spirituell-religiöse Ebene
4 Gefühlsebenen ⇥
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Kriterien ↧
1. Körperebene2. Psychische Ebene Primärselbst3. Psychische Ebene Sekundärselbst4. Spirituell-religiöse Ebene
Definierung von SelbstWesenPrimärselbstSekundärselbst
(Ich/Ego)
Nicht-Selbst
Wahrgenommene RealitätHauptrealitätNebenrealität
– pränatal
– Säugling
HauptrealitätZen-Realität
Kosmische Realität
Grad der Bewusstheitvorbewusstunbewusst«bewusst»bewusst
Wahrgenommene GefühleKörper-Empfindungpsychische Primärgefühlepsychische SekundärgefühleEnergie-Wahrnehmung

5 BAUSTEINE

  1. Selbstliebe (unbewusst/ bewusst)
  2. Energie/Erregung
  3. Schmerz
  4. Kampf-/Flucht Reflex
  5. Sozialisation

Die Entwicklung der Bausteine
in Bezug auf die Gefühlsebenen

4 Gefühlsebenen ⇥
–––
5 Bausteine
Körperebene
Hauptebene
Primäre psychische EbeneSekundäre psychische Ebene
Hauptebene
Spirituell-religiöse Ebene
1. Grundform der LiebeSeinunbewusste SeinsliebeZweckliebebewusste Seinsliebe
2. Grad der Energie / ErregungEnergie
(Sexual-)Erregung
primäre Erregungsliebesekundäre Erregungsliebe
Fantasie, Ersatz
Energie-Wahrnehmung
Tantra, Ekstase
3. SchmerzformenGewebeschaden
–> KörperSchmerz
Liebesentzug
–> psychischer Primärschmerz
Kränkung psychischer SekundärschmerzKörperschmerz; psychische Schmerzen werden durchschaut
4. Kampf-/ Flucht ReflexVerletzung / Bedrohung
–> Kampf
–> Flucht
psychische Primärwut

psychische Primärangst
psychische Sekundärwut
(Hass, Gewalt)
psychische Sekundärängste
bewusster Überstieg als Option
5. Fortschreitende SozialisationSozialisation Sozialisation ⥴Sozialisation ⥴
Dr. Kurt Eugen Schneider
Dr. Kurt Eugen Schneider

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